Dabei hat alles so gut ausgesehen: „Der Händler hat gemeint, er kann mir die Autos schon verkaufen. Aber exportieren darf ich sie nicht, nur anmelden und versichern. Und schon war mein Deckungsbeitrag dahin“, erzählt Roman Fink über seine Anfänge als selbstständiger Autoimporteur. Ärgerlich natürlich, weil die zwei Fahrzeuge bereits Käufer gehabt hätten. Seine erste Dienstreise in die USA nahm spontan eine ungewollte Wendung. „Also habe ich den Händlerschein für die Staaten nachgemacht, um überhaupt einmal Autos zu bekommen. Das war schon etwas heftig.

Da ist die österreichische Bürokratie nichts dagegen.“ Mittlerweile kann der Selbstständige darüber lachen, während wir in seinem neuen Autohaus an der Grazer Kärntner Straße auf dem Sofa über seine Anfänge plaudern. Amerikanisches Metall reiht sich Tür an Tür, derzeit vor allem Pick-ups von Ford, doch auch aktuelle RAM sind vertreten. Hie und da blinzelt auch ein Klassiker hervor. Das mit dem Deckungsbeitrag dürfte schlussendlich also funktioniert haben.

Seit gut zwei Jahrzehnten im Geschäft: Roman Fink fing mit einem Ford Mustang und einem RAM SRT-10 im­ ­Importgeschäft an
Seit gut zwei Jahrzehnten im Geschäft: Roman Fink fing mit einem Ford Mustang und einem RAM SRT-10 im­ ­Importgeschäft an © Oliver Wolf

Doch wie kommt man eigentlich auf die Idee, sich mit dem Geschäftsmodell, Autos ins Land zu holen, die es sonst nirgendwo zu kaufen gibt, selbstständig zu machen? „Durch Faulheit“, merkt Fink verschmitzt an. „Ich war vor gut 20 Jahren Verkaufsleiter bei Chrysler, später bei GM. Das lief ganz gut. Also dachte ich mir, wenn ich das selber mache, kann ich ganz leicht noch mehr Autos verkaufen. Im Nachhi­nein war das etwas blauäugig von mir, weil natürlich viel mehr zu tun war. Aber ich bin dann dabei geblieben.“ Und so wurden aus den ersten zwei importierten Fahrzeugen, einem Dodge RAM SRT-10 mit ­Viper-Motor und einem Ford Mustang im ersten Jahr schon mehr als 20. „Und das, obwohl ich zu Beginn nur von einem Büro aus operiert habe. Meine Kunden haben mich also nicht einmal zu Gesicht bekommen.“ Als Fink registrierter Händler geworden war, kam sein Laden langsam in Schwung und es ­entstand ein weitreichendes Netzwerk aus Händlern, Großvertrieben und auch Ansprechpartnern bei den Herstellern. Wobei: „Ich hole kaum mehr etwas direkt in den USA. Das meiste von meinen Quellen in Europa. Von überall dort, wo Schnäppchen zu machen sind.“

Diese Unabhängigkeit macht sich natürlich bezahlt. Im hellen Schauraum finden sich keine biederen Farben oder unattraktiven Varianten, sondern durchwegs Konfigurationen, die gut ankommen und definitiv keine Ladenhüter. Doch reicht das, um in dem immer härter werdenden Autogeschäft überleben zu können? Nein, meint Fink, denn da gibt es noch einen entscheidenden Punkt: „Ich biete keine 0815-Autos an. Also solche, die man sich kauft, um von A nach B zu kommen. Bei mir greifen die Kunden zu, weil ihnen das Fahrzeug gefällt. Ich mache die Leute glücklich, und das macht natürlich Spaß.“ Das Publikum ist bunt gemischt. „Von Tirol bis Wien kommen sie eigentlich von überallher. Aber hauptsächlich sind es Unternehmer.“

Hauptsächlich also Firmenkunden für glücklich machende Spaßautos? Ja, denn der Fiskus liefert den Pick-up-­Käufern ein besonderes Zuckerl: die Vorsteuerabzugsfähigkeit. Ist die Ladefläche länger als 50 Prozent der Länge des Radstands, wie es im Gesetzestext genau heißt, kann für jede Tankrechnung, jeden Reifensatz die Vorsteuer abgeführt werden. Zudem gibt es eine Zulassung als Klein-Lkw, was wiederum bedeutet: keine NoVA und eine monatliche Steuerbelastung von 78 Euro – ganz egal, wie viel PS unter der Haube schlummern. „Bei mir hat es da nie ein Pro­blem gegeben“, ergänzt Fink, schließlich sei diese Idee mit der günstigen Einstufung manchem Mitbewerber zu Kopf gestiegen, der die deutlich beliebteren Modelle mit kurzer Ladefläche irgendwie an der Landesprüf­anstalt durchmogelte und als vorsteuerabzugsberechtigt verkaufte – bis die Kunden einen nicht sehr freundlichen Brief vom Finanzamt bekamen und besagte Händler komischerweise spontan in Pension gingen. „Bei mir ist alles frank und legal“, so der Grazer US-Händler.

Doch das Geheimnis seines Erfolgs hat noch einen wirtschaftlichen Aspekt: die glasklare Preispolitik. „Ich gebe keine Nachlässe. Das Auto kostet das, was es kostet. Und wenn es einem zu viel ist, dann nimmt er es halt eben nicht.“ Das mag für viele angesichts der anhaltenden Rabattschlachten wagemutig klingen, doch Fink weiß genau, was er tut: „Ich ruiniere mir die Preise ja nicht selbst. Lieber versuche ich, das Auto über das Auto anzubieten. Der Kunde soll ja den Wagen wegen des Wagens kaufen und nicht wegen des Rabatts.“ Zu all dem kommt noch Finks grundsätzliche Philosophie, jeden Kunden gleich zu behandeln: „Es ist ja oft so, dass jemandem die 20.000 Euro mehr bedeuten, die er sich für einen Gebrauchten mühsam zusammengespart hat, als wenn jemand 100.000 Euro für einen Neuwagen lockermacht.

Also hat er es sich verdient, genauso gut behandelt zu werden.“ So weit, so verständlich, aber wir reden hier von Motoren mit teilweise über sechs Liter Hub­raum. Haben diese denn überhaupt eine Chance, die neueste Euro-6d-TEMP-Abgasnorm zu erfüllen? Fink muss schmunzeln. Die Situation sieht nämlich völlig anders aus: „Diese Tests haben die drüben schon lange. Allein die kalifornischen Werte sind äußerst streng, da wird schon lange im realen Fahrbetrieb gemessen. Im Endeffekt spielt sich also alles nur auf dem Papier ab, es geht um Dinge wie Nachweisbarkeit und diverse Ausnahmegenehmigungen.“

Von den anfänglichen 25 Stück hat sich der Grazer jetzt auf eine Jahresstückzahl von gut 120 hochgearbeitet. Luft nach oben gibt es natürlich immer, obwohl die Werkstatt gut ausgelastet ist. „Sogar aus Wien kommen Kunden nur wegen dem Service zu mir“, erzählt er zu Recht stolz. Und selbst wenn es im Winter ein wenig ruhiger wird, hat der Händler aus Leidenschaft natürlich schon einen Plan B in der Schublade. „Da res­taurieren wir dann die Old­timer. Als Nächstes einen De Tomaso Pantera.“ Der ist aber nicht amerikanisch, Herr Fink. „Er ist semi-amerikanisch, schließlich hat er einen Ford-V8 unter der Haube. Das reicht uns schon.“

Und selbst wenn nicht – Ideen für den nächsten Schritt von American Motors geistern dem doch nicht so faulen US-Car-Dealer schon im Kopf herum: „Der Wiener Raum ist gerade im Gespräch und ein Bekannter hätte gute Lokalitäten, die sich anbieten würden. Aber wir fangen erst einmal mit kleinen Ausstellungen in Einkaufszentren an.“ Die Blauäugigkeit dürfte Herr Fink bei einem US-Besuch wohl irgendwo verloren haben.