Ob er sich das heute auch trauen würde? Heinz Robinson muss kurz überlegen. Als gewiefter Taktiker trifft man keine voreiligen Entscheidungen. „Es kommt ganz drauf an, wie man es vermarktet. Als Ergänzung wären Fahrräder aber durchaus vorstellbar.“ Also das genaue Gegenteil zu damals vor 111 Jahren, als sein Großvater Douglas Robinson in Graz die Pforten seines ersten Geschäfts öffnete und neben Autos von Opel und Steyr auch Fahrräder der Marke Styria im Programm hatte. So kam 1908 also alles ins Rollen. Genau mit so einem Fahrrad aus dem Jahr 1927 als Fotomodell haben der Enkel des Gründers, dessen Tochter Verena und der Geschäftsführer Paul Schweighofer eine kleine Runde gedreht.

Heinz Robinson und seine Tochter Verena sind die dritte und vierte Generation der Familie, die die Geschicke des Unternehmens lenkt
Heinz Robinson und seine Tochter Verena sind die dritte und vierte Generation der Familie, die die Geschicke des Unternehmens lenkt © Richard Großschädl
Für Geschäftsführer Paul Schweighofer kam schon von Kindesbeinen an nur ein Job in einem Autohaus infrage
Für Geschäftsführer Paul Schweighofer kam schon von Kindesbeinen an nur ein Job in einem Autohaus infrage © Richard Großschädl


Der Vorteil, auf die Meinungen unterschiedlicher Generationen zurückgreifen zu können, manifestiert sich seit zehn Jahren aber in einem kongenialen Dreigestirn, und zwar seit ein junger Herr in die Dienste der Familie trat: „Ich bin sozusagen in einem Autohaus aufgewachsen. Also hat eigentlich immer nur dieser Job zu mir gepasst“, erzählt Paul Schweighofer. „So hat mich die Liebe zum Automobil zur Firma Robinson gebracht. Wir sind jetzt drei Generationen – und es ist immer gut, drei Blickwinkel zu haben.“
Denn als Geschäftsführer hat man heutzutage mehr Herausforderungen zu bewältigen denn je. „Keine Branche steht vor einer ungewisseren Zukunft als die unsere. Im operativen Geschäft braucht man einfach Weitblick. Und wenn dann von der Eigentümerseite keine Unterstützung kommt, ist das schon gefährlich.“

So aber wird zu dritt an den Themen der kommenden Jahrzehnte gefeilt. Und diese Themen sind breiter gestaffelt als je zuvor. „Das Auto sehe ich zwar nach wie vor als Statussymbol, aber ob man dieses Statussymbol noch besitzen muss oder etwa nur mietet, ist nicht mehr so relevant. Das Mobilitätsverhalten ist im Umbruch, und das betrifft natürlich auch den klassischen Autohändler“, sagt Schweighofer.

Die ganze Flotte im Schauraum zu zeigen, wird kaum mehr zu realisieren sein. Stattdessen werden 3D-Brillen es einfacher machen, sich das persönliche Wunschmodell virtuell zu konfigurieren. Und für Verena Robinson bieten die Umwälzungen der kommenden Jahre sogar große Chancen: „Die Mobilität wird facettenreicher. Die Kunden brauchen also wieder mehr Beratung, und da können wir natürlich gut helfen.“

Der Autohändler wird also nicht nur zum Dienstleister, „er wird zum Mobilitätsberater. Wenn man einem Kunden ein Auto verkauft, muss man ihm künftig andere Modelle zum Ausleihen bieten. Im Winter einen Allradler, im Sommer ein Cabrio. Diese Besitzmodelle werden kommen, dafür braucht man jede Menge Platz. Aber den haben wir zum Glück ja in unserem Betrieb“, sagt Heinz Robinson. Und das, obwohl große Teile davon vor langer Zeit einer neuen Aufgabe zugeteilt worden sind.

„Es gab Anfang der 1970er-­Jahre bei uns noch 101 Hebebühnen. Damals hat man schließlich alle sechs Monate einen Ölwechsel machen müssen, Achsen mussten abgeschmiert werden und so weiter. Aber mein Vater hat gesehen, dass man so nicht mehr weitermachen kann, und hat die Hälfte des Betriebes zu einem Einkaufszentrum umgebaut. Das war ein gewaltiger Aufwand, aber im Nachhinein waren wir heilfroh, zu diesem ersten zweiten Standbein gekommen zu sein.“

Aber für neue Ideen offen zu sein, war schon immer Teil der Robinson’schen Unternehmenskultur. „Das ist schon ein Vorteil. Es gibt keine langen Sitzungen, alles passiert auf kurzem Weg“, erzählt Heinz Robinson. „Manche Dinge muss man schnell entscheiden. Dann besprechen wir das kurz, und fertig.“

Bleibt zum Abschluss natürlich noch die Frage, wo die Akteure sich und ihre Firma in elf Jahren sehen? „Ob ich noch in der ­gleichen Position bin, weiß ich nicht. Das wird auch von meiner Tochter abhängen“, meint der Senior verschmitzt und fügt hinzu: „Eher muss man sich die Frage stellen, wo man die Branche in elf Jahren sieht. Bis dahin wird sich vermutlich noch nicht viel verändert haben. Spannender ist eher, wo man das Autogeschäft in 30 Jahren sehen wird, zumal viele Hersteller den Absatz auch außerhalb der normalen Vertriebswege suchen.“

Für Schweighofer ist ein Trend der Zukunft die kurzfristigere Denkweise: „Was man nicht mehr machen kann, ist, etwas auf 20 Jahre zu planen. Das ging vielleicht noch in den 1980er-­Jahren, aber nun wäre das zu riskant. Weil eine Art von Umbruch wird kommen, allein wenn autonom fahrende Autos sich durchsetzen werden. Und an diese aktuellen Veränderungen muss man das Unternehmen immer neu anpassen.“

Das Schlusswort hat die Dame des Hauses: „Natürlich denkt man über Investitionen nach. Brauchen wir überhaupt noch eine Werkstatt, wenn bei E-­Autos die Fernwartung kommen wird? Aber wenn man sich das Eigentumsverhalten unserer Kunden ansieht, dann hat sich in den letzten Jahren eigentlich nicht wirklich etwas verändert.“