Er hat es wieder getan. Konstrukteurlegende Gordon Murray hat zu seinem 50-jährigen Berufsjubiläum wieder einen Meilenstein in der Welt der Supersportwagen gesetzt. Nach dem legendären McLaren F1 1993 bereits zum zweiten Mal in seiner langen Karriere. Der gebürtige Südafrikaner trägt nicht umsonst den Professorentitel.

2022 kommt sein T.50 auf den Markt – ein Supersportwagen mit massivem Einsatz von Kohlefaser (das Monocoque wiegt keine 50 Kilo), um das Fahrzeuggewicht bei unter einer Tonne zu halten. 986 Kilogramm Leergewicht, um genau zu sein. Dazu kompakte Abmessungen: Mit gerade einmal 4,35 Metern Länge ist er nicht länger als ein modernes Kompakt-SUV und mit 1,85 Metern Breite sogar schmäler als ein Porsche 911. Spätestens bei der Höhe von 1,16 und dem Radstand von 2,7 Metern wird einem aber dann recht schnell klar, dass Gordon Murray hier alles andere als ein halbherziges Spielzeug auf die breiten Räder stellt.

Dank des langen Radstands passen nämlich ein V12-Saugmotor mit 3,9 Litern Hubraum samt Sechsgang-Schaltgetriebe in Mittelmotor-Konfiguration vor die Hinterachse. Dennoch gibt es davor genügend Platz für drei Personen. Richtig gelesen – drei Personen – schließlich kommt beim T.50 die Sitzanordnung des McLaren F1 wieder zum Zug: Der Fahrer sitzt mittig und seine zwei Passagieren befinden sich jeweils rechts und links von ihm. Durch die nach oben öffnenden Türen soll man weitestgehend friktionsfrei einsteigen können. Sogar einen kleinen Kofferraum gibt es und insgesamt birgt der Supersportwagen 288 Liter Laderaum - Murray möchte schließlich, dass man seine Autos auch verwenden und nicht nur anschauen kann.

Cosworth zeichnet für die Konstruktion des Zwölfzylinders verantwortlich. Die 663 PS und 467 Newtonmeter Drehmoment bewältigt der Alumotor ganz ohne Aufladung. Dafür soll er höher drehen als alle anderen vor ihm: Von schwindelerregenden 12.100 Touren ist die Rede. Rekordverdächtig ist auch das niedrige Gewicht des Triebwerks von 178 Kilogramm. Und damit auch bei niedrigen Drehzahlen noch genügend Leistung zur Verfügung steht, greift Murray auf hochmoderne Hybridkomponenten zurück. Das 48-Volt-Bordnetz samt Starter-Generator dient aber nicht nur der Leistungsgewinnung. Fix jedenfalls eine Einstellung geplant, bei dem der Elektromotor die Leistung für kurze Zeit auf 700 PS boostet. 1,47 Kilogramm pro PS - da bleiben sogar die meisten Hypercars am besten in der Garage, damit es nicht peinlich wird.

Gordon Murray in seinem jüngsten Geniestreich
Gordon Murray in seinem jüngsten Geniestreich © Gordon Murray Automotive

Doch das ist noch lange nicht alles: Die große Hutze auf dem Dach des T.50 bewirkt bei Vollgas einen zusätzlichen Ram-Air-Effekt der Ansaugluft, was 50 weitere PS freisetzen soll. Richtig gelesen, der T.50 vertraut tatsächlich auf einen 40 Zentimeter großen Propeller, der im Heckbereich zwischen den Rückleuchten angebracht und über Kanäle mit Öffnungen auf dem Unterboden verbunden ist. Im Prinzip wie ein Staubsauger.

Dabei geht es aber nicht darum, die Fahrbahn sauber zu halten, sondern den Nebeneffekt der Luftpumpe auszunutzen: Der so erzeugte Unterdruck bewirkt nämlich, dass sich der Wagen förmlich auf der Straße ansaugt. Der Dreisitzer kommt somit ohne großartiges Spoilerwerk aus, und da die Drehzahl des Propellers variiert werden kann, gibt es unterschiedliche Fahrprogramme, je nachdem, ob besonders viel Anpressdruck benötigt wird – etwa auf eine Rennstrecke. Oder möglichst wenig – etwa auf der Deutschen Autobahn.

Es ist unbestritten, dass der T.50 abgehen muss wie Murrays Katze. Dass man dennoch keine Fahrwerte verrät, hat aber trotzdem einen guten Grund: Dem Konstrukteur geht es weder um neue Rekorde bei der Beschleunigung noch bei der Endgeschwindigkeit. Sondern einzig und allein um Fahrspaß.

Jedenfalls. 100 Stück des T.50 sollen produziert werden. Die Preise? Bei rund 2,6 Millionen Euro geht es los - vor Steuern selbstredend. Und auch wenn der Produktionsstart für 2022 angepeilt ist: Die Auflage gilt bereits jetzt als vollständig vergriffen.

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