Der Elektro-Golf ist, wenn man so will, ein Konzept, das auf die unmittelbare Zukunft des Volkswagen-Konzerns anspielt. Die Idee zu diesem Auto stammt aus einer Ära, in der Hersteller noch diskutierten, ob die E-Mobilität auf einer eigenen Plattform überhaupt ein Thema sei. Heute ist der Zug in diese Richtung abgefahren - die E-Mobilität wird ab dem Jahr 2020, wenn die großen Hersteller auch auf Masse setzen, mit neuen Konzepten ins Straßenbild finden. Auch wenn heute niemand genau weiß, wie man verschiedenste Hürden - von den Ladestationen bis zur Ressourcenfrage und der Gesamtenergiebilanz - bis 2020 schlüssig überwinden kann.

Wie schwierig dieses Vorhaben ist, zeigt sich im E-Mobilitäts-Vorzeigeland Norwegen. Das Land hat aufgrund seiner Erdölvorkommen genügend finanzielle Reserven und fördert die E-Mobilität auch finanziell. Bloß haben die Kommunen mit dem Boom nicht gerechnet und den Ausbau der Ladestationen verschlafen. Der Weckruf folgte jetzt von der norwegischen Elektro-Auto-Vereinigung, die die Interessen der Konsumenten vertritt. Sie rät Autofahrern in Oslo davon ab, ein E-Auto zu kaufen, wenn sie nicht über eine eigene Ladestation verfügen - weil es zu wenige in der Stadt gibt.

Man kann sich vorstellen, was ein E-Auto-Boom für heimische Kommunen - traditionell nicht so finanzstark - bedeuten würde. In Österreich wächst die E-Mobilität für Autos nur langsam. Der E-Golf dient als einer der Vorboten der Zukunft - und steht noch auf einer klassischen Basis. Die neue VW-Fahrzeug-Architektur kommt mit der neuen Generation an E-Autos (ID-Serie, VW plant 30 Modelle) ab 2020 ins Spiel.

Im E-Golf hat man in der neuen Spezifikation bereits die Batteriekapazität gesteigert - auf 35,8 Kilowattstunden. Damit erreicht man eine höhere Reichweite, von rund 300 Kilometern ist die Rede. In unserem Testbetrieb waren es dann knapp über 200 Kilometer, der Bereich 220 bis 240 Kilometer Reichweite ist realistisch. Wenn man beim Fahren achtgibt, geht's sogar Richtung 270 Kilometer.

Im urbanen Bereich und dort, wo es Ladestationen gibt: kein Problem, das Auto kann immer geladen werden, man macht sich fast keine Gedanken zur Reichweite. Was das Fahrerlebnis dann doch prickelnd macht, sind die Reichweitendifferenzen je nach Fahrstil/Fahrmodus auf längeren Strecken. Da steht der E-Golf nicht alleine da: Jedes E-Auto kämpft mit Passagiergewicht, Klimaanlage etc. - allesamt Stromfresser, die auf die Reichweite durchschlagen. Wie im Überlandtest: Drei Personen, Klimaanlage und ein längeres Autobahnstück - da schmilzt die Reichweite in der Bordanzeige wie ein Gletscher unter der Augustsonne.

Natürlich begegnet der E-Golf diesen Problemzonen mit schlauen Lösungen. Geht man in der Ebene vom Gas, kann man „segeln“ (entkoppelt rollt es sich besser), geht's bergab, sollte man die Automatik auf B schalten und so Energie zurückgewinnen. Das Navisystem könnte anhand der Streckendaten dem Fahrer sogar mitteilen, wann er g'scheiter vom Gas gehen soll.

Und alle, die noch ein bissl mehr sparen wollen, können sich eine aufpreispflichtige Wärmepumpe leisten, die die Reichweite verlängert. Das alles funktioniert und ist Volkswagen-typisch von hoher Präzision und Benutzerfreundlichkeit begleitet. Das spürt man auch beim Fahren: Wie der Golf abrollt und wie er liegt, das ist große Klasse für ein E-Auto. Klar, werden jetzt einige einwenden, mit der 350-kg-Batterie im Fahrzeugboden kein Wunder. Aber: Hier pumpert auch nichts aufgrund des Gewichts, man lauscht nur dem Surren der E-Mobilität.