Nicht zuletzt durch die Pandemie sind in den letzten Jahren viele Menschen auf das Fahrrad umgestiegen. Wer auch im Winter radeln möchte, kann sich dafür eigene Winter- oder sogar Spikereifen besorgen. Der ÖAMTC und seine Partner haben neun gängige Modelle auf ihre Fahreigenschaften hin getestet und mit einem Sommerreifen verglichen.

"Welcher Reifen individuell geeignet ist, hängt letztlich sehr vom persönlichen Einsatzgebiet ab. Jeder dieser Spezialreifen hat Vor- und Nachteile, ist auf einem Gebiet deutlich besser, weist dafür in anderen Bereichen Schwächen auf - eine Rundum-Empfehlung bzw. einen ,Testsieger' im klassischen Sinn gibt es nicht", sagte ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl.

Der Test zeigt, dass die Unterschiede innerhalb einer Reifenkategorie zwischen den Herstellern marginal sind, die Unterschiede zwischen den Kategorien dafür umso größer. Es hängt also vom Fahrprofil des oder der Einzelnen ab, welche Reifen infrage kommen. "Will man nur hin und wieder bei gutem Wetter auf trockenem Untergrund unterwegs sein, leisten auch etwas stärker profilierte Sommerreifen gute Dienste.

Erst bei regelmäßigem Wintereinsatz, auch bei schlechteren Witterungsbedingungen, zahlen sich solche Spezialreifen aus", sagte der Techniker des Mobilitätsclubs. Die Preise beginnen bei rund 20 Euro.

Wer seine Alltagswege in die Arbeit oder zum Einkauf auf asphaltierten Strecken auch im Winter mit dem Fahrrad oder E-Bike erledigen möchte, für den empfehlen sich die reinen Winterreifen: der "Marathon GT 365" von Schwalbe, der "Top Contact Winter" von Continental, der "Wintertour" von Veloplus, der "Star Grip" von Michelin und der "Rollspeed W" von Nokian.

Ihre weiche Gummimischung ermöglicht gemeinsam mit einem Lamellen- oder leichten Stollenprofil ein deutlich besseres Fahrverhalten bei Schnee, Schneematsch und auf nasser Fahrbahn - auf trockenem Asphalt sind die Bremswerte zum Teil nur geringfügig besser als beim Sommerreifen "Marathon" von Schwalbe, analysierte der ÖAMTC.

Die getesteten Spikereifen "Marathon Winter Plus" von Schwalbe, der "Contact Spike 240" von Continental und der "Klondike Skinny" von Kenda verfügen über 100 bis 240 Spikes aus Metall. Diese ermöglichen gute Fahreigenschaften bei Schnee und Eis, wie man es beispielsweise auf ungeräumten Forst- oder Feldwegen im Winter vorfindet.

Auf Asphalt und insbesondere auf Straßenschienen, Kanaldeckeln und Straßenmarkierungen wirken sich die Metallspikes dagegen negativ aus - der Reifen rutscht viel leichter und das Fahrverhalten ist unangenehm, der Grip schlecht. Der Rat des Experten: "Bei blankem Eis auf Asphalt sollte man das Rad auch mit Winter- oder Spikebereifung lieber stehen lassen, zu groß ist beim Zweirad die Gefahr wegzurutschen und zu stürzen."

Ein Sonderfall ist der "Winter Traveler Skin" von Retyre aus Skandinavien: "Das modulare System verfügt über einen Basisreifen mit glattem Straßenprofil, über den bei Bedarf mittels Reißverschluss-System ein stark profilierter Spikereifen aufgezogen werden kann, ähnlich einer Schneekette bei einem Autoreifen", erklärte Kerbl. Damit erreicht der Reifen auf allen Untergründen ein gutes Ergebnis, sofern man ihn flexibel anpasst.

Der Nachteil: Neben dem höchsten Preis aller Testkandidaten erfordert die etwas breitere Konstruktion mehr Platzfreiheit zwischen Reifen und Kotflügel beziehungsweise Rahmenstreben. Über die langfristige Haltbarkeit dieses Systems kann in diesem Test keine Aussage getroffen werden.