Für internationales Aufsehen sorgte sie heuer schon im Juli: Daimler, so ließ sie verlautbaren, wolle bis 2025 jedes vierte Auto online verkaufen. Dabei sprach sie nur das aus, was sich längst abzeichnet: Im Autogeschäft wird kein Stein auf dem anderen bleiben. Wie tief greifend der Wandel ist, kann man im persönlichen Gespräch mit ihr gut ablesen.

Stichwort Geschäftsmodelle: Seeger erzählt, dass es Anfragen von Städten gebe, ob es denn möglich sei, über das Auslesen der Fahrzeug-Assistenzsysteme - z. B. Kameras - die Beschaffenheit der Straßenmarkierungen etc. zu überprüfen. „Klar dürften wir diese Daten ohne Einverständnis unserer Kunden niemals weitergeben“, sagt Seeger. Man hätte aber eine Bereitschaft der Kunden festgestellt, an dieser sogenannten Schwarmintelligenz - je mehr mitmachen, desto genauer die Daten - teilzunehmen. Weil auch sie davon profitieren: mehr Sicherheit, bessere Straßeninfos ... Heikel wird es dann, wenn Daimler das Ganze zum Geschäftsmodell macht, also von Städten Geld für Daten nimmt, die von Kunden „eingefahren“ werden. „Das sind Dinge, mit denen wir uns jetzt auseinandersetzen müssen.“ Der Kunde würde selbstverständlich erfahren, „wenn wir ein Geschäft machen“, so Seeger. Das Thema stellt aber erst den Beginn eines neuen Zeitalters dar. Die Idee lässt sich in viele Bereiche weiterspinnen, bis zum Scheibenwischersensor, dessen Daten man an Wetterdienste verkaufen könnte.

Stichwort Abomodelle: „Wir sind mit den ersten Erfahrungen zufrieden“, analysiert Seeger, „weil wir zu Kunden kommen, die wir bisher nicht erreichten.“ Natürlich sei man teurer als beim Leasing, weil es sich um All-inclusive-Abomodelle handle. Gestartet wurde der Pilotversuch 2018 in Deutschland. Mit Monatspreisen ab 750 Euro, inklusive Service etc.. „Wir müssen erst verstehen, welchen Raum es für diesen Markt gibt. Es wird Leasing nicht ersetzen, aber es ist heute schon so eine Größenordnung, dass wir weitermachen.“ Mit der Mercedes- Me-Flexperience kann man mit einer Flatrate à la Netflix bis zu 12 Mal pro Jahr das Auto tauschen. Das könnte zukünftig eine Lösung für jene sein, die ein E-Auto in der Stadt fahren, aber im Urlaub weiter weg dieseln wollen.

Stichwort E-Autos. „Im Moment“, so Seeger, „verdienen wir nicht im gleichen Maße am E-Auto wie bei den Verbrennern.“ Das ändere aber nichts daran, dass man eine Reihe von Plug-in-Hybriden und rein elektrischen Modellen auf die Straße bringe. Sie selbst komme mit Plug-in-Hybriden mit 70 Kilometer Reichweite locker „eine Woche gut zurande“.

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