Wofür brennt dein Kind? Wofür interessiert es sich? Fragen wie diese helfen bei der Wahl der Schule
Wofür brennt dein Kind? Wofür interessiert es sich? Fragen wie diese helfen bei der Wahl der Schule © Ingo Bartussek

Manche Eltern haben dieser Tage schlaflose Nächte. Die Schulwahl für den Herbst steht an, und diese ist in Pandemie-Zeiten noch stressiger als ohnehin schon. Auch ist unter den Schülerinnen und Schülern bereits die Motivation fürs Lernen gesunken, wie Christiane Spiel, Bildungspsychologin an der Universität Wien, berichtet. Fehlt die Motivation des Kindes, fühlen sich Eltern noch stärker in die Pflicht genommen. Das kann stressen bis hin zur Kapitulation. So soll es nicht sein. Geh die Schulwahl bedachtsam, aber gelassen an! Es gibt nicht nur die eine einzig richtige Schule für dein Kind, wie viele Eltern glauben. Laut Experten passen viele Schulen – Hauptsache, es ist nicht die ganz falsche.


Drei Gedankenanregungen für einen entspannten Entscheidungsprozess:

1. Wenn es zu stressig wird, denke daran: Es ist (k)eine Entscheidung fürs Leben!

Jänner, Februar: Der Stresspegel in Familien steigt exakt dann, wenn der entscheidende Moment naht. Schule oder Lehre? Wenn klar ist, dass es eine Schule sein soll, dann: welche denn? Je mehr schulisches Angebot es gibt, desto häufiger stellt sich die Frage. Das Problem dabei ist, dass Kinder in diesem Alter noch nicht wissen, was sie wollen (Ausnahmen bestätigen die Regel). Auch denken Eltern, dass das, was sie wollen, sich noch grundlegend ändern kann. All das macht eine Entscheidung so schwierig. Das lässt sich nicht ändern. Deshalb gilt es, umzudenken. Gelassenheit stellt sich ein, wenn du dir klarmachst, dass es sich bei der Wahl der Schule um keine Entscheidung fürs Leben handelt.

Viele Begabungen und Talente zeigen sich erst in der Umsetzung. Das heißt: Nur wenn dein Kind die Möglichkeit hat, etwas auszuprobieren, findet es heraus, ob es gut darin ist
Viele Begabungen und Talente zeigen sich erst in der Umsetzung. Das heißt: Nur wenn dein Kind die Möglichkeit hat, etwas auszuprobieren, findet es heraus, ob es gut darin ist © pololia - stock.adobe.com


Dazu Sabine Fritz, Professorin an der Pädagogischen
Hochschule: "An diesem Punkt möchte ich raten, den Stress herauszunehmen. Denn das, was das Kind mit 14 Jahren entscheidet, ist eine erste Entscheidung, die für die nächsten Jahre gilt – nicht eine für das ganze Leben. Das sollte uns allen mehr bewusst sein!" Das Bildungssystem in Österreich ist extrem durchlässig. "Ob Lehre, Matura oder Studium: Alle Abschlüsse sind auch später noch möglich", so die Expertin für Bildungs- und Berufsorien­­­t­ierung.

2. Wenn es zu stressig wird, denke daran: Talente bahnen sich schon ihren Weg!

Ob groß, ob klein: Eltern sind Orientierungshelfer für ihre Kinder. Laut Studien geben Kinder mehr auf die Meinung ihrer Eltern als diese denken
Ob groß, ob klein: Eltern sind Orientierungshelfer für ihre Kinder. Laut Studien geben Kinder mehr auf die Meinung ihrer Eltern als diese denken © Anastasiia
Beim Malen akribisch und zeitvergessen? Dann könnte für dieses Kind eine Schule mit bildnerischem Schwerpunkt die richtige sein
Beim Malen akribisch und zeitvergessen? Dann könnte für dieses Kind eine Schule mit bildnerischem Schwerpunkt die richtige sein © davit85 - stock.adobe.com

Viele Menschen haben eine "Talent-Leiche" im Keller, eine eigene Erfahrung damit, dass ein Talent sichtbar wurde, dann aber versickert ist. Früher haben sie gerne gezeichnet, Hefte voll Bilder erinnern daran, und nichts mehr ist davon übrig. Ja, das gibt es. Viel öfter ist es aber so, dass sich wirkliche Begabungen ihren Weg bahnen, egal, ob sie gefördert werden oder nicht. Als Talent oder Begabung bezeichnet man die Fähigkeit, in einem bestimmten Bereich auch ohne Lernen oder Trainieren eine gute Leistung zu erzielen.

Diese unsere Stärken sind oft unsere Wegweiser (auch unbewusst) bei schulischen und beruflichen Entscheidungen. Wenn du mit deinem Kind die Schulen in deiner Region mit ihren Schwerpunktsetzungen durchgehst, wird es auf jene positiv reagieren, die mit seinen Interessen übereinstimmen. Vertraue auf diese Impulse. Gelassenheit stellt sich ein, wenn du als Elternteil spürst, dass dein Kind für eine Sache brennt. Das wird dein Kind bei der Entscheidung leiten. Besprich mit deinem Kind seine Interessen und Stärken! Hilfreiche Fragen dabei sind: Wo hat es dich immer schon hingezogen? Wo bist du konzentriert bei der Sache? Wobei vergisst du die Zeit? Was war es dir wert, dich anzustrengen?

3. Wenn es zu stressig wird, denke daran: Die perfekte Schule gibt es nicht!

Schulwahlist fast immer auch ein Kompromiss, denn besonders für jene, die ganz bestimmte Ansprüche haben, gibt es die perfekte Schule nicht. Deswegen muss man bei der Schulwahl Prioritäten setzen. Überlege, was aus inhaltlicher, pädagogischer und pragmatischer Sicht (Schulweg, Erreichbarkeit, Nähe zu Arbeitsplatz oder Großeltern, Nachmittagsbetreuung) Priorität für dich/euch hat.

Entscheidungen zu fällen, ohne direkten Kontakt zu den Mitschülern und Lehrern ist nicht leicht - für Unterstützung ist dein Kind bestimmt dankbar
Entscheidungen zu fällen, ohne direkten Kontakt zu den Mitschülern und Lehrern ist nicht leicht - für Unterstützung ist dein Kind bestimmt dankbar © drubig-photo

Hilfreiche Fragen dabei können sein: Soll die Schule einen spezifischen inhaltlichen Schwerpunkt haben? Ist mir eine bestimmte pädagogische Grundhaltung wichtig? Wie lange soll die Schule mein Kind betreuen? Wie weit darf der Schulweg sein? Gelassenheit stellt sich ein, wenn das gesamte "Schulpaket" im Alltag als machbar, schaffbar und trotzdem neu und spannend erscheint. Dann steigt auch die Motivation wieder, und die Lust aufs Lernen kommt von allein.

Entstanden in Kooperation mit Kleine Zeitung Bildung aktuell